Frage: Auch in den Lagern selbst soll es Spiele geben haben – wer nahm daran teil?
Springmann: Vermutlich haben ab 1942 regelmäßig Fußballspiele von Häftlingen in den Lagern stattgefunden.
Frage: Warum erst ab 1942?
Springmann: Weil sich zu diesem Zeitpunkt die Haftbedingungen für einige wenige Häftlinge veränderten. Die Bedingungen für die Häftlinge differenzierten sich, und das bedeutete für eine kleine Gruppe von Häftlingen Veränderungen. Sie wurden in der Rüstungsindustrie gebraucht. Wer handwerklich geschickt war oder über andere Fähigkeiten verfügte, die in diesem Zusammenhang benötigt wurden, konnte Vergünstigungen erhalten. Dazu konnte auch ein Fußballspiel am Sonntag zählen.
Frage: Über welche Dimensionen reden wir?
Springmann: In Dachau scheinen regelmäßig sechs bis sieben größere Teams gegeneinander gespielt zu haben. Davon zeugt ein noch heute erhaltener hölzerner Fußballpokal. Aber insgesamt sprechen wir hier über eine relativ kleine Gruppe von Häftlingen, vielleicht drei bis vier Prozent der Lagerinsassen.
Frage: Was bedeutete der Fußball für diese wenigen Häftlinge?
Springmann: Der Fußball bot keine Überlebensgarantie. Aber er konnte Lebensbedingungen verbessern. So erhielten die Häftlinge, die Fußball spielten, bessere Lebensmittelrationen oder wurden weniger schweren Arbeitskommandos zugeteilt.
Frage: Wo kam die Ausrüstung her?
Springmann: Daran zeigte sich, dass die Fußballspieler meist gut vernetzt waren. Fast keiner der Häftlinge besaß eigene Schuhe. Sportler besorgten sich diese deswegen bei Häftlingen, die Zugang zu den Effektenkammern hatten, in denen die Kleidung der Deportierten aufbewahrt wurde.
Frage: Und die Bälle?
Springmann: Die nähte man meist aus Lederresten zusammen. Die Schweinsblasen für das Innere des Fußballs könnten SS-Leute in die Lager gebracht haben.
Frage: Wo wurde gespielt?
Springmann: Auf den Appellplätzen, im Stammlager von Auschwitz zwischen den einzelnen Blöcken. Und im Außenlager Birkenau wurde vor dem Krematorium Fußball gespielt.
Frage: Tadeusz Borowski berichtete in seiner Erzählung, wie in Auschwitz bei einem Fußballspiel zwischen zwei Eckbällen 3000 Menschen vergast wurden.
Springmann: Borowski war Schriftsteller, der seine Erinnerung literarisch verarbeitete. Zeugnisse von Fußballspielen unter Häftlingen unter den dort herrschenden Bedingungen sind sehr selten.
Frage: Welche Rückschlüsse lassen sich aus den wenigen Quellen ziehen?
Springmann: Es gab diese Fußballspiele, und sie sind ein Ausdruck dafür, wie extrem unterschiedlich die Lebensbedingungen in den KZs waren. Eine kleine Gruppe von Häftlingen war trotz Entbehrungen und aller Gewalt körperlich in der Lage, Fußball zu spielen. Manchen von ihnen half der Sport beim Überleben.
Quelle:welt-news24@blogspot.com
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